Sagen Sie mal...

Was machen Sie da?

Neulich im Elbehafen Brunsbüttel. Ich mache auf meinem Weg nach Heide einen Abstecher zum sechstgrößten Seehafen Deutschlands. Hier geschieht gerade Wegweisendes: Im März unterzeichneten die Kreditanstalt für Wiederaufbau (im Auftrag der deutschen Bundesregierung), Gasunie und RWE das „Memorandum of Understanding“, um in Brunsbüttel zügig das erste deutsche LNG-Terminal errichten zu können. Und nur kurz darauf verkündete RWE, direkt daneben ein Ammoniak-Import-Terminal, also ein Terminal für den Import von grünem Wasserstoff, bauen zu wollen. Höchste Zeit, dass ich mir ein Bild vor Ort mache! Auf der Wiese am Elbufer steht ein Herr. Es ist Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH / SCHRAMM group.

Wir positionieren uns mit unserem Hafenstandort aktuell mit Hochdruck als führenden Importhafen für LNG und Wasserstoff und bauen so die bundesweite Bedeutung als Hub für fossile und erneuerbare Energien sowie für die zukünftige Energieversorgungssicherheit Deutschlands weiter aus...
Frank Schnabel
Managing Director of Brunsbüttel Ports GmbH / SCHRAMM group

Moin Herr Schnabel, was machen Sie denn hier? 
Stellen Sie sich vor, wie es an diesem Platz aussehen wird, wenn grüner Strom aus Wind und Sonne in Form von grünem Ammoniak bei Ihnen im Hafen per Schiff anlandet?“ „Frau Voss, die Frage gebe ich gern zurück: Was verschlägt Sie in unseren Hafen?“ „Privates und berufliches Interesse – ganz im Sinne der Energieküste“, kläre ich ihn auf. Immerhin ist der Brunsbütteler Elbehafen von den Titelseiten der Zeitungen gerade gar nicht mehr wegzudenken. „Bei Ihnen geht es ja Schlag auf Schlag! Bleibt da denn noch Zeit für eine Pause?“ „Wir positionieren uns mit unserem Hafenstandort aktuell mit Hochdruck als führenden Importhafen für LNG und Wasserstoff und bauen so die bundesweite Bedeutung als Hub für fossile und erneuerbare Energien sowie für die zukünftige Energieversorgungssicherheit Deutschlands weiter aus, da bleibt aktuell keine Zeit für Pausen – und das ist auch gut so“, argumentiert Frank Schnabel.

Aktuell überschlagen sich die Ereignisse in Brunsbüttel.
Immerhin wird Brunsbüttel plötzlich als Leuchtturm für die Dekarbonisierung der Industriegesellschaft gehandelt. „So plötzlich nun auch wieder nicht“, sagt Frank Schnabel. „Mit seinem direkten Zugang zu Nord- und Ostsee und dem Anschluss an europäische Binnenwasserwege bietet der Standort Brunsbüttel ideale logistische Bedingungen für diese Projekte. Und die Pläne für das LNG-Terminal gibt es auch schon einige Jahre, nur sind sie nun aktueller als je zuvor.“

Ja, denke ich, selten war es so dringlich, 
die Energiesouveränität und die Klimaneutralität in Deutschland voranzutreiben. Und wo ginge das besser als an der Energieküste? Wie sagte es doch kürzlich der SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller: „Jede Windkraftanlage und jedes neue Solarmodul stärkt die energiepolitische Unabhängigkeit. Wenn wir es richtig machen, gewinnt Deutschland nicht nur an Energiesouveränität, sondern macht auch den unerlässlichen Sprung in Richtung Klimaneutralität.“ Ich muss laut gedacht haben, denn Frank Schnabel stimmt zu: „Genauso ist es. Und deshalb ist es für uns klar, dass wir das LNG-Import- und Distributionsterminal und das Ammoniak-Import-Terminal für den Import von grünem Wasserstoff vollumfänglich und mit aller Kraft unterstützen werden.“

Wenn wir es richtig machen, gewinnt Deutschland nicht nur an Energiesouveränität, sondern macht auch den unerlässlichen Sprung in Richtung Klimaneutralität
Frank Schnabel
Managing Director of Brunsbüttel Ports GmbH / SCHRAMM group

Laut Planung soll im LNG-Terminal Flüssigerdgas angelandet
und zu acht Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr regasifiziert werden. Flüssigerdgas, das mit Tankschiffen nach Brunsbüttel gelangt. Auf diese Weise wäre es Deutschland möglich, Erdgas aus Regionen zu beziehen, die durch Gasleitungen nicht zu erreichen sind. Im ergänzenden Ammoniak-Import-Terminal sollen ab 2026 zunächst jährlich rund 300.000 Tonnen grüner Ammoniak ankommen, weitere Ausbaustufen sind geplant. Aber warum eigentlich Ammoniak? „Ammoniak ist ein ideales Wasserstoffderivat. Im Vergleich zu Wasserstoff hat es eine höhere Energiedichte und ist dadurch leichter zu transportieren und zu speichern. Wasserstoff aus grünem Strom wird also in Ammoniak umgewandelt und per Schiff nach Brunsbüttel transportiert. Hier kann es bei Bedarf direkt weiterverwendet, weitertransportiert oder auch in grünen Wasserstoff umgewandelt werden“ erläutert Frank Schnabel. Ich bin beeindruckt. Das klingt nach einer wirklich guten Lösung, um unseren enormen zusätzlichen Bedarf an grünem Wasserstoff zu decken.

„Und nicht nur das, Frau Voss“, 
ergänzt Frank Schnabel. Auch das LNG-Terminal kann später dazu genutzt werden, den gesamten Standort auf grüne Moleküle umzustellen. Das hat Bundeskanzler Olaf Scholz ganz richtig formuliert: „Ein LNG-Terminal, in dem wir heute Gas ankommen lassen, kann morgen auch grünen Wasserstoff aufnehmen.“ Somit wird eine Energie-Import-Infrastruktur geschaffen, die den Industrie- und Hafenstandort Brunsbüttel zu einem Energiestandort der Zukunft mit bundesweiter Bedeutung transformiert. Ich bin überzeugt. „Aber wann geht es denn nun endlich los? Im Moment sehe ich hier nur Wiese. Die ist zwar auch grün, aber mit grünen Energien hat das ja noch nicht so viel zu tun.“ „Das stimmt“, lächelt Frank Schnabel. „Die Genehmigungsverfahren, welche die German LNG Terminal GmbH als Investor des LNG-Terminals beantragt hat, laufen auf Hochtouren.“ Und damit richtet der Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH und der SCHRAMM group sein Gesicht wieder auf die Flächen, auf denen zukünftig große Mengen Energie importiert, gelagert und weiterverteilt werden.

 

> Website Brunsbüttel Ports

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