Newsletter RADAR - Ausgabe 04/2023

Sagen Sie mal...

Was machen Sie da?

Neulich auf einem Infrastrukturforum Energieküste. Es war ein angeregter Austausch – der Netzausbau für grüne Energie wird mit Hochdruck vorangetrieben. Tobias Goldschmidt, Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur, der mit der Energieküste zu dem Forum geladen hat, steht etwas abseits. Er hat eine riesige Landkarte in der Hand, die er intensiv studiert.

„Hallo, Herr Goldschmidt, was machen Sie denn da? Suchen Sie nach grünen Wiesen für die nächsten grünen Projekte?“
Tobias Goldschmidt lacht und faltet die Karte zusammen. „Moin, Frau Voss. Tatsächlich gucke ich nach interessanten Standorten für die Ansiedlung von Unternehmen aus der Erneuerbare-Energien-Branche, das Interesse am Standort Schleswig-Holstein nimmt ja aktuell stetig zu.“ Stimmt, wo viel Erneuerbare Energie ist, ist der Aufbau weiterer Standorte für Zukunftsindustrien nur logisch, denke ich. Apropos: „Was halten Sie eigentlich vom Green Deal Industrial Plan, den Brüssel kürzlich vorstellte? Insbesondere die Absicht, Regulierungen zu vereinfachen und den Zugang zu Finanzmitteln zu erleichtern“, frage ich.

Schleswig-Holstein kann als Energiewendeland von den Plänen der EU Kommission profitieren
Tobias Goldschmidt
Energiewendeminister Schleswig-Holstein

Tobias Goldschmidt holt tief Luft: „Ich freue mich über die Initiative aus Brüssel, denn Europa kann nur dann wettbewerbsfähig bleiben, wenn wir rechtzeitig und ausreichend in klimaneutrale Technologien investieren. Wichtig ist daher besonders, nicht länger nur die Erzeugung von klimafreundlicher Energie in den Mittelpunkt zu stellen, sondern vor allem auch eine Zunahme von Fertigungskapazitäten für Anlagen zur Energieerzeugung in Europa in den Blick zu nehmen. Hier sind Deutschland und Europa gegenüber der Konkurrenz aus Asien in einen Rückstand geraten. Diesen gilt es aufzuholen, umso dringender vor dem Hintergrund der sich verstärkenden Lieferkettenproblematik. Die bisherige Politik hat sich als zu kurzsichtig herausgestellt und gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie. Insbesondere das europäische Beihilferecht ist ein sehr enges Korsett. Denn Unternehmen wollen und müssen ihre Prozesse schnell umbauen und damit in die eigene Wettbewerbsfähigkeit investieren. Schleswig-Holstein kann als Energiewendeland von den Plänen der EU Kommission profitieren, sowohl hinsichtlich einer Stärkung der im Land bereits vertretenen Unternehmen, als auch mit Blick auf die Ansiedlung neuer Unternehmen.“

Interessant, Minister Goldschmidt weiß gut Bescheid. Da hake ich doch gleich nach: „In Schleswig-Holstein sind wir ja schon sehr weit mit der Energiewende. Das Problem der fehlenden Fachkräfte könnte uns jedoch etwas ausbremsen. Finden Sie die angegebenen Maßnahmen für Qualifizierungen im Green Deal Plan ausreichend?“

Im Bereich Bildung geht es vor allem um die Entwicklung neuer Kompetenzen auf allen Ebenen
Tobias Goldschmidt
Energiewendeminister Schleswig-Holstein

Tobias Goldschmidt: „Ich halte es für wichtig und begrüße es, dass der Green Deal Industrial Plan der EU die sehr vielfältigen Herausforderungen parallel angeht. Die Vereinfachung des Regelungsumfelds, eine Verbesserung des Zugangs zu Finanzmitteln, die Schaffung widerstandsfähiger Lieferketten und auch der Ausbau der Kompetenzen müssen miteinander einhergehen. Im Bereich Bildung geht es dabei vor allem um die Entwicklung neuer Kompetenzen auf allen Ebenen – an den Universitäten genauso wie im Handwerk. Die Vorhaben in Brüssel setzen einen guten Rahmen. Die Herausforderungen auf Landesebene sind dennoch erheblich.“ 

Schleswig-Holstein hat auch hier Vorteile. Nicht zuletzt die hohe Lebensqualität. Eines möchte ich noch wissen: „Stichwort ‚Strommarktdesign‘. Werden Sie sich an der ‚Plattform Klimaneutrales Stromsystem‘, die Bundesminister Habeck gerade ins Leben rief, beteiligen?“

Wind und Sonne können wir in Schleswig-Holstein kostenlos nutzen
Tobias Goldschmidt
Energiewendeminister Schleswig-Holstein

Tobias Goldschmidt: „Schleswig-Holstein bringt sich, wenn immer möglich, aktiv in diesen Prozess ein. Drei Bereiche stehen für uns dabei im Mittelpunkt: Versorgungssicherheit, bezahlbare Energiepreise für Verbraucherinnen und Verbraucher sowie das Ziel der Klimaneutralität 2040. Wind und Sonne können wir in Schleswig-Holstein kostenlos nutzen, daher sollten die Verbraucherinnen und Verbraucher bei uns im Land doch auch von günstigen Strompreisen profitieren. Wir haben dafür in der Vergangenheit schon konkrete Lösungsvorschläge gemacht und werden mit den Kolleginnen und Kollegen im Bund weiter daran arbeiten.“ 

Der Landrat des Kreises Dithmarschen, Stefan Mohrdieck, nähert sich und winkt. Tobias Goldschmidt sieht seine Chance, meinen Fragen zu entkommen. „Ich muss los, Frau Voss. Bis bald.“ Immer in Aktion für die grüne Zukunft eilt er davon.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

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