Die Westküste Schleswig-Holsteins baut ihre Bedeutung als Hot Spot für die Energiewendeinfrastruktur zunehmend aus. Auf dem 3. Infrastrukturforum Energieküste im Brunsbütteler Elbeforum diskutierten Akteurinnen und Akteure aus der regionalen Wirtschaft, den Kommunen und aus Verbänden heute drängende Fragen der Energiewende: Von den Plänen der Netzbetreiber für neue Stromleitungen, Konverter und Umspannwerke, über die nächsten Schritte beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft bis hin zum zukünftigen Strommarktdesign.
"Erstmalig gehen die Netzbetreiber vom Ziel der Klimaneutralität als Ausgangspunkt für Leitungsvorhaben aus. Das ist eine echte Innovation beim Netzausbau“, so Energiewendestaatssekretär Joschka Knuth. Aktuell erlebe man neues Tempo beim Erneuerbaren-Ausbau. Daher sei es richtig, dass die Planungen beim Netzausbau nachziehen und auch Netze für den Transport von Wasserstoff oder CO2 auf den Weg gebracht werden.
Auch die Herausforderung, zur richtigen Zeit ausreichend Flächen zur Verfügung zu stellen, bewegte die Gemüter. „Das Stromnetz der Zukunft muss so effizient und raumsparend wie möglich gebaut werden. Neue Leitungen, die parallel zu schon bestätigten Leitungen verlaufen, sollten mit einer gemeinsamen Streckenführung geplant werden“, so Knuth.
Stefan Mohrdieck, Landrat des Kreises Dithmarschen, ergänzte: „Die Energiewende braucht Platz. Darunter sollen aber weder die Bevölkerung noch die Natur leiden. Vor allem bei den großen räumlichen Veränderungen vor Ort ist es wichtig, die Menschen und Kommunen mitzunehmen. Denn von einem leistungsstarken und in Zusammenarbeit mit allen Akteuren erarbeiteten Energieleitungsnetz profitieren vor allem auch zukünftige Generationen.“
Hintergrund
Das Infrastrukturforum Energieküste ist ein gemeinsames Veranstaltungsformat des Energiewendeministeriums Schleswig-Holstein und der Energieküste, einem Zusammenschluss der Kreise Dithmarschen, Nordfriesland, Steinburg und Pinneberg (energiekueste.de).
An Schleswig-Holsteins Westküste entsteht ein Ballungsraum der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien. Daher wird das Stromnetz (Verteil- und Höchstspannungsnetz) seit vielen Jahren an der Westküste für die Erfordernisse der Energiewende ausgebaut, beispielsweise durch die neue 380-kV-Westküstenleitung sowie einen umfangreichen 110-kV-Hochspannungsnetzausbau in der Region.
Zu den bereits fertiggestellten Höchstspannungsleitungen kommen nach den Plänen der Übertragungsnetzbetreiber für ein sogenanntes Klimaneutralitätsnetz noch weitere Stromleitungen in Schleswig-Holstein hinzu. Für den weiteren Ausbau der Windenergie auf See, die bis 2045 eine herausragende Rolle für die deutsche Energieversorgung einnehmen soll, sind mehrere neue Netzanbindungssysteme für die Offshore-Windenergie geplant.
Für Wasserstoffvorhaben an der Energieküste wird zudem perspektivisch der Bedarf nach Wasserstofffernleitungen entstehen. Da gleichzeitig die Nutzung von Erdgas als fossilem Energieträger mittel- und langfristig durch Erneuerbare Energien und Wasserstoff ersetzt wird, ist schon heute der Umbau der Gasnetze für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in den Blick zu nehmen. Entsprechend wird aktuell die neue Gasleitung ETL 180 von Brunsbüttel nach Hetlingen „H2-ready“ gebaut. Ab Inbetriebnahme, geplant zum Jahreswechsel 2023/24, wird sie zunächst Erdgas transportieren (in Brunsbüttel angelandet als Flüssigerdgas, LNG), später aber zunehmend und spätestens ab 2043 vollständig Wasserstoff.
Besonders im Raum Brunsbüttel werden derzeit Projekte zur Erzeugung von grünem Wasserstoff geplant, die die Flächenkapazitäten übersteigen. Um verantwortungsvoll mit den Ressourcen Fläche, Wasser und Biodiversität umzugehen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Akteuren in der Region notwendig.
Im Raum Heide verfolgt das Projekt HySCALE100 beispielsweise die großtechnische Wasserstoffproduktion und grüne Methanolsynthese zur Dekarbonisierung der Grundstoffindustrien Zement und Chemie. In einem ersten Schritt soll bis 2026 eine Elektrolysekapazität von 300 MW aufgebaut werden. Zudem plant das Unternehmen Northvolt AB in der Region Heide den Bau einer Gigafabrik zur Produktion von nachhaltigen Batteriezellen.
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> Presseinformation der Landesregierung Schleswig-Holstein
> Website Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur